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SVZ am 08.10.2008 Nur ein „Rot“ für das Dach
08. Oktober 2008 | 21:24 Uhr
von Kathrin Neumann
Helmut Fischer nimmt gemeinsam mit Ute Breitsprecher die Therme in Augenschein. Nach Rot für Dach, Kellerdecke und Rohre gab es für die Technik wenigstens ein Orange.foto: Kathrin Neumann
Schwerin - Beim Blick in die Heizkosten-Abrechnung des vergangenen Jahres, ist es gleich klar. „Ihr Haus benötigt zu viel Energie. Rund 211 kWh je Quadratmeter – das ist mehr als das Doppelte im Vergleich zu einem Nachwendehaus und sogar das Vierfache des Bedarfs eines Niedrigenergiehauses KfW 60“, erklärt Helmut Fischer. Deren Werte sind für Ute Breitsprecher Utopie. Aber ihre Doppelhaushälfte ist ja auch schon 75 Jahre alt. Doch die hohen Heizkosten waren der Schwerinerin schon immer ein Dorn im Auge. „Ich habe mich die ganzen Jahre über gefragt, warum andere so viel weniger verbrauchen, obwohl wir sparen, wo es geht“, erzählt sie. „Da finde ich es gut, dass jetzt einmal jemand schaut, was man machen kann.“
Urteile von Hellgrün bis Dunkelrot Ute Breitsprecher hatte sich im Internet auf der Seite der Initiative „Haus sanieren – profitieren“ einen Handwerker gesucht, der den kostenlosen Energie-Check anbietet. Zwei Tage später stand Heizungsbaumeister Helmut Fischer aus Schwerin vor ihrer Tür, in der Hand einen großen Fragebogen mit vielen bunten Kästchen.
„Rot steht für einen energetisch ganz schlechten Zustand, bei dem es sich lohnen würde, sofort etwas zu tun“, sagt Helmut Fischer. „Gelb heißt, dass man in den nächsten Jahren mal darüber nachdenken sollte, bei Grün ist alles in Ordnung.“ Und dann zückt er den Kugelschreiber, notiert Baujahr, die Größe der beheizten Wohnfläche und die Zahl der Geschosse. „Ist die Decke gedämmt?“ Ute Breitsprecher kann es nicht auf Anhieb sagen. Der Blick auf den Dachboden bringt es schnell zu Tage – weder die Decke noch das Dach sind gedämmt. Das gibt ein „Dunkelrot“.
„Durch das Dach gehen rund 35 Prozent Energie verloren. Mit einer Dämmung könnte man da einiges einsparen“, sagt der Heizungsbauer, der extra eine Schulung besucht hat, um den Energie-Check machen zu können.
Etwas weniger Rot ist das Urteil über die Dämmung der Fassade. Wenigstens die Fenster, die wie die Dacheindeckung nach der Wende erneuert worden waren, schaffen ein Orange. Die Therme auch, und trotzdem könne die Schwerinerin mit einer Investition in diesem Bereich sparen. „Moderne Thermen mit Brennwerttechnik arbeiten viel sparsamer“, erklärt Helmut Fischer. Sie nutzen die Kondensationswärme des Wasserdampfes im Abgas und können optimal auf den Bedarf abgestimmt werden. Auch die Kellerdecke und die Rohrleitungen, die nur mäßig gedämmt aus der Wand kommen, bringen nur einen Kreis rund um das rote Kästchen.
„Da muss man wohl mal etwas Ordentliches machen“, ist Ute Breitsprechers Urteil nach Gespräch und Rundgang mit Helmut Fischer. Und diese Erkenntnis deckt sich mit der Empfehlung ihres Energie-Checks. Ab einem Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser von etwa 200 kwh je Quadratmeter wird dringend zu einer Sanierung geraten. Neubaustandard wären im Vergleich dazu nur 80 bis 120 Kilowattstunden.
Nur der allererste Schritt zum sparsamen Haus
Nach Abschluss des Energie-Checks bekommt Ute Breitsprecher nicht nur den ausgefüllten und unterschriebenen Fragebogen in die Hand, sondern auch eine Informationsbroschüre. Diese informiert unter dem Titel „Mehrwert statt Mehrkosten“ über energiebewusstes Verhalten, Wärmedämmung und verschiedene Möglichkeiten des Heizens und der Warmwassererzeugung von B wie Brennwertheizung bis W wie Wärmepumpen. Und sie gibt dem Hauseigentümer einen Fahrplan an die Hand, wie er Schritt für Schritt zum energetisch sanierten Haus kommt. Denn der Energie-Check des Handwerkers kann nur der allererste kleine Schritt sein. „Dem sollte eine ausführliche Energieberatung folgen“, erklärt Martin Fellbaum von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Die detaillierte Berechnung sei unter anderem wichtig, um für den Umbau zinsgünstige Darlehen oder Zuschüsse bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau beantragen zu können. Und sie helfe, das große Ganze im Auge zu behalten: „Wer seine Fenster austauscht, ohne sich die Außendämmung anzuschauen, zahlt unter Umständen doppelt“, so Fellbaum.
Sonnenstrahlen sorgen für warmes Badewasser
Uelitzer Familie gewann bei einer Umfrage eine Solaranlage
Uelitz • Der Hase legte kurz vor Ostern bei Familie Rottloff / Geidel ein richtig dickes Ei ins Nest: Die Uelitzer gewannen eine Solaranlage zur Warmwasser-Aufbereitung.
"So ein Glück hat man nur einmal im Leben", freut sich Grit Rottloff (36). René Walter, Verkaufsleiter der Firma pro solar, und Heizungsbaumeister Helmut Fischer, der in der Region Schwerin die Produkte dieser Firma vertreibt und fachgerecht einbaut, überbrachten am Gründonnerstag das große "Ostergeschenk": eine Solaranlage zur Warmwasser-Aufbereitung im Wert von rund 5200 Euro. "Wir hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, solch eine Anlage zu gewinnen", erzählt Ehemann Maik Geidel (39). "Aber der Versuch schadete ja nicht…"
Es war im Februar, als der Uelitzer Familie einer von fünf Millionen in Deutschland verteilten Fragebögen ins Haus flatterte. Die Firma pro solar Energietechnik aus Ravensburg in Baden-Württemberg wollte in Erfahrung bringen, ob Familien an der Nutzung der Sonnenenergie interessiert sind und wieviel Geld die Kunden bereit wären, für Solaranlagen auszugeben. Zugleich machten die Ravensburger Werbung für ihre Anlage zur Warmwasser-Aufbereitung, die gerade von der Stiftung Warentest ein Sehr gut erhalten hatte.
"Unter 70000 Antworten wurden bundesweit zehn solcher Solaranlagen verlost. Ein Hauptgewinn ging nach Mecklenburg-Vorpommern, an Herrn Maik Geidel in Uelitz", freut sich René Walter über den Glückspilz in seinem Geschäftsbereich.
Dass das Glück mit der Uelitzer Familie die Richtigen getroffen hat, belegen aber mehrere Punkte in Sachen sparsamer Umgang mit Energie. Schon bei Bau des schmucken Doppelhauses im Jahr 2002 in Uelitz legten Maik Geidel und Grit Rottloff großen Wert auf den möglichst geringen Verbrauch von Energie. Und um nicht nur mit Erdgas heizen zu müssen, wurde im Wohnzimmer ein Kamin aufgestellt. "Wir heizen viel mit Holz", berichtet Maik Geidel. Zur Arbeit fährt der Uelitzer zum Verladebahnhof nach Hamburg. Seine Frau arbeitet als Erzieherin in Schwerin. Daher müssen zwei Autos ständig laufen – eines fährt mit Gas. "Als ich jetzt las, dass sich bei der Warmwasser-Aufbereitung Energie sparen lässt, dachte ich, da machen wir mit", erzählt der 39-Jährige. Antrieb dafür sind in erster Linie die hohen Energiekosten, die "wohl keiner gern zahlt".
Schon bald will die Uelitzer Familie nun mit Hilfe der Sonne den Gasverbrauch senken. Die zwei jeweils zwei Quadratmeter großen Kollektoren werden von Helmut Fischer auf dem Dach der Doppelhaus-Hälfte installiert. Gleich darunter steht der 400 Liter fassende Speicher. Bei Sonnenschein wird das Wasser darin bis zu 75 Grad Celsius heiß, das reicht bei durchschnittlichem Verbrauch für drei bis vier Tage. Bei normalem Tageslicht erwärmt sich das Wasser noch auf 30 bis 40 Grad. Wenn die Solaranlage allein es nicht schafft, das benötigte Warmwasser aufzubereiten, wird auf herkömmliche Art und Weise nachgeholfen.
Doch die Sonne soll gut zwei Drittel der Energie für die Warmwasser-Aufbereitung liefern, erläutert Walter. Der Fachmann betont, dass gerade in diesem Bereich die Investitionen nicht so hoch sind wie bei der Stromerzeugung aus Sonnenlicht und sich daher immer mehr Privathaushalte für solche Solaranlagen interessieren. Werner Mett
SVZ am Sonnabend, 15. April 2006